Brauchtum beim KSV Wolfenbüttel: Tradition mit Herz und Haltung

Der Kreisschützenverband (KSV) Wolfenbüttel steht nicht nur für sportliches Schießen auf hohem Niveau, sondern auch für die Pflege eines reichen kulturellen Erbes. Seit Generationen ist das traditionelle Brauchtum ein fester Bestandteil unserer Vereinskultur – es verbindet Alt und Jung, Geschichte und Gegenwart, Heimatliebe und Gemeinschaftssinn.

Lebendige Traditionen

Unsere Veranstaltungen wie das Kreismeisterschaft, das Königsschießen oder das feierliche Ausrufen der Majestäten sind weit mehr als nur Termine im Kalender – sie sind gelebte Geschichte. Uniformen, Musikzüge, Fahnenabordnungen und die festliche Marschordnung schaffen eine einzigartige Atmosphäre, die jedes Jahr aufs Neue begeistert.

Gemeinschaft über Generationen

Brauchtum im KSV bedeutet auch: Miteinander. Ob in den Schützenvereinen der Region oder beim Austausch mit befreundeten Verbänden – das Zusammengehörigkeitsgefühl ist spürbar. Gerade in einer immer schnelllebigeren Welt bietet das Vereinsleben einen verlässlichen Ankerpunkt für alle Generationen.

Pflege und Weitergabe

Besonders wichtig ist uns die Weitergabe des Wissens an die nächste Generation. In der Jugendarbeit wird nicht nur das sportliche Schießen vermittelt, sondern auch die Bedeutung von Tradition und respektvollem Miteinander. So bleibt unser Brauchtum lebendig und bekommt durch die Jugend immer wieder neue Impulse.

Historie trifft Gegenwart

Der KSV Wolfenbüttel blickt auf eine lange und stolze Geschichte zurück – und trägt diese mit Stolz in die Zukunft. Brauchtum heißt für uns nicht Stillstand, sondern bewusste Pflege von Werten, die verbinden. Dabei sind Offenheit, Toleranz und ein respektvoller Umgang zentrale Elemente unserer Vereinsphilosophie.

Bei Fragen meldet euch gerne bei unseren Referent für Brauchtum Henning Meyer.

Die Osterwiecker Fahne

Autor: Henning Meyer

Im Jahre 1682 traf in der Stadt die Kunde ein, das der Kurprinz Friedrich (der nachmalige König Friedrich 1. von Preußen) sich auf einer Reise befinde und über Osterwieck auch Hornburg einen Besuch abstatten werde. Zu solchen Anlässen traten die Schützengilden, als Vertreter der Bürgerschaft, besonders in Erscheinung. So auch in Osterwieck und Hornburg. Die Osterwiecker Schützengilde zog ihrem Kurprinzen bis zur Ortsgrenze nach Deersheim entgegen und machte ihm beim Zusammentreffen ihre devoten Honneurs. Als der Prinz dem Osterwiecker Fahnenträger das Ansinnen stellte: „Gebe er mir seine Fahne!“, tat dieser es ohne Widerrede. Der Prinz übergab die Fahne seinen Begleitern.

Der Besuch Osterwiecks nahm seinen Anfang, und sein Ende und die Reise ging weiter gen Hornburg, ohne das der Schützengilde die Fahne zurückgegeben war. Auf der damaligen Verkehrsstraße über den Kleinen Fallstein zog dem prinzlichen Zug die Hornburger Abordnung mit der Fahne der Schützenbrüderschaft von 1437 ebenfalls entgegen. Beim Zusammentreffen stellte er dem Fähnrich die gleiche Forderung, bekam aber zur Antwort: „Mein Leben gebe ich Ihnen, durchlauchtigster Fürst, aber nicht meine Fahne!“
Über diese kraftvolle Antwort erfreut, übergab der Kurprinz den Hornburgern die Osterwiecker Schützenfahne mit einem jährlichen Geschenk von 20 Talern und der weiteren Verpflichtung der Osterwiecker, die Kloake des Hornburger Rathauses jährlich zu reinigen.

Die Fahne musste alljährlich zum Schützenfest aus dem Rathausfenster gehängt werden und konnte nur in dieser Zeit der Aushängung von den Osterwieckern zurückgeholt werden. Mit der Rückholung entfiel dann die aufgetragene Verpflichtung. Die Fahne wurde demzufolge bei der Aushängung von den Hornburgern bewacht. Die Osterwiecker brachten aber nicht den Schneid auf, ihre Fahne zurückzuholen. Erst Mitte vorigen Jahrhunderts tilgten sie ihren Schandfleck mit einer Geldzahlung, womit die Reinigungspflicht dann entfiel.

So prangt dieser alte Fahnenschaft noch heute, immer wieder als humorvolles Zeugnis eines Besuches des späteren gestrengen Landesvaters aus dem Rathausfenster, der Nachwelt Kunde eines früheren Geschehens gebend.
Ein Fahnenschaft mit Spitze, der Überrest einer alten Schützenfahne, wird jährlich nach altem Brauch am Schützenfesttage, laubumwunden, aus dem Sitzungssaalfenster des Rathauses gehängt.
Den wenigsten Einwohnern wird die Bewandtnis, die mit diesem Brauch zusammenhängt, bekannt sein.
1991 überreichten die Osterwiecker Schützenbrüder eine Stadtfahne als Geschenk.

Das Bild zeigt die Osterwiecker Fahnenstange von 1682 mit der 1991 überreichten Stadtfahne.


Osterwiecker Fahnenstange von 1682 mit der 1991 überreichten Stadtfahne